„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
Altbekannt und oft zitiert, ist dieses Motto die Basis für eine immerwährende Beobachtung der Mitarbeiter. Der Fortschritt will überprüft sein, das weitere Vorgehen abgestimmt, die Ergebnisse dokumentiert, mit Vorliebe mit immensem bürokratischem Aufwand.
All dies verhindert Kreativität und Innovation. Bürokratie ist ein Zeichen von Misstrauen. Und Bürokratie kostet. Zeit und Geld.
Es geht hier um das richtige Maß, Vertrauen und Kontrolle befinden sich immer in einem Wechselspiel zueinander.
Wo befinden Sie sich zwischen den beiden Polen „absolute Kontrolle“ und „grenzenloses Vertrauen“ zu Ihren Mitarbeitern?
Kontrolle wird angesichts immer komplexer werdender Aufgaben und Umgebungen zunehmend schwieriger – Ihnen bleibt somit gar nichts anderes übrig, als zu vertrauen.
Doch: Vertrauen darf erst aufgebaut werden, und das geschieht weder einfach so noch von einem auf den anderen Moment.
Insbesondere wenn Sie Zweifel hegen, ob Ihr Gegenüber mit seinen Fähigkeiten vertrauenswürdig ist: Springen Sie ins kalte Wasser! Vertrauen Sie! Es geht hier nicht um ein absolutes „Entweder-Oder“ sondern um ein „Mehr oder Weniger“, das gesunde Maß zwischen Risiko und Ertrag.
Und wie beginnen? Verwundbarkeit startet Vertrauen. Es liegt an Ihnen, den Prozess anzustoßen.
Reduzieren Sie die Kontrolle Ihrer Mitarbeiter.
Vertrauen Sie darauf, dass er oder sie zu Ihnen kommt, wenn er sich abstimmen möchte.
Vertrauen Sie auf den Qualitätsanspruch der Mitarbeiter an sich selbst und die eigene Arbeit.
Delegieren Sie wichtige Aufgaben ohne dem Mitarbeiter ständig über die Schulter schauen…die Möglichkeiten sind vielfältig!
Wenn einmal vorhanden, können Sie das Fortbestehen des Vertrauens beeinflussen durch „vertrauensbildende Maßnahmen“:
Seien Sie verlässlich und berechenbar.
Halten Sie Ihre Versprechen.
Handeln Sie fair und loyal.
Kommunizieren Sie ehrlich und glaubwürdig.
Wie steht es damit in Ihrem Verhaltensrepertoire, wie beurteilen Sie sich selbst?
Vertrauen heißt, sich jemandem anzuvertrauen.
Menschen folgen anderen, wenn sie sich ihnen anvertrauen, das gilt auch für Ihre Mitarbeiter und natürlich für Sie selbst. Ist diese Grundlage gegeben, funktioniert die Interaktion zwischen Führungskraft und Mitarbeiter sogar dann, wenn die Ansichten auseinander gehen, im Fall von Konflikten. Gerade hier ist Vertrauen essentiell: Wenn Sie beispielsweise im Dilemma entscheiden, Ihre Meinung ändern, Störungen initiieren, unterstellen Ihnen die Mitarbeiter im Vertrauen gute Gründe und nicht etwa Unfähigkeit, dann wiegen gelegentliche Verstimmungen nicht so schwer.
Wie stark vertrauen Ihre Mitarbeiter Ihnen?
Doch Vertrauen ist auch ein leicht verletzliches Gut, es kann schnell zerstört werden.
Sobald einmal Misstrauen entstanden ist, Sie das Vertrauen aus welchem Grund auch immer entzogen haben, tritt eine Spirale in Kraft. Die Motivation des Mitarbeiters sinkt, das Verhalten ändert sich, Sie fühlen sich in Ihrem Misstrauen bestätigt, erhöhen die Kontrolle, dies verstärkt die Demotivation und so weiter.
Ein Teufelskreis, den Sie wahrscheinlich auch schon erlebt haben.
Der Grundsatz ist einfach: „Vertrauen schafft Vertrauen und Misstrauen schafft Misstrauen.“
Entscheidend ist Ihr konkretes Verhalten, vor allem, wenn es um Abweichungen und Misserfolge geht: Wie reagieren Sie, wenn dem Mitarbeiter ein Fehler passiert ist? Klagen Sie an? Analysieren Sie gemeinsam und nutzen das Lernpotential aus der Situation?
Vertrauen ermöglicht eine wirkliche Kooperation abseits vom bloßen Einhalten von Regeln und schafft kollektiven Vorteil nach dem Motto „Der kluge Egoist kooperiert.“
Vertrauen schafft soziales Kapital. Vertrauen schafft Vertrauen.
Brigitte Schedler
Trainerin und Coach, Materne Training